Dienstag, 1. Mai 2007

Geschenke – die doppelt Freude machen!

Es wird Mai und damit stehen Muttertag und Vatertag vor der Tür. Vor allem der Muttertag ist für viele der Tag, an dem sie – so wie am Valentinstag – im Blumengeschäft Schlange stehen, um einen Blumenstrauß für die Mutter zu besorgen. Auch wenn die Freude groß ist, nach wenigen Tagen ist sie vorbei – die Blumen sind verwelkt.

ICEP – das Institut zur Cooperation bei Entwicklungsprojekten – ist seit Jahren in Afrika und Lateinamerika tätig. Es bietet nun unter dem Titel „geschenkt“ sinnvolle Geschenke für Mutter- und Vatertag an, die doppelt Freude machen und über längere Zeit wirken. Es werden Gutscheinen zwischen € 15,-- (für ein Werkzeugset in einem Entwicklungsland), über € 20,-- (für ein Beauty-Paket, bestehend aus Haarfön, Glätteisen und Handtüchern für angehende Friseurinnen in Entwicklungsländern) bis hin zu einem Frauencomputerkurs um € 35,-- oder drei Monate Lehre um € 45,-- für einen „Heimwerker mit Potential“ angeboten.

Damit schafft ICEP einen Mehrwert. Der Geschenkgutschein hier zeigt, dass man an den Mutter- und Vatertag gedacht hat. Statt Vergänglichkeit wird Zukunft geschenkt: Menschen, die sonst wenig Perspektive hätten, erhalten das Werkzeug, das sie benötigen, um an ihrer eigenen Zukunft zu bauen!

Links:
www.icep.at
www.mehrschenken.at

Donnerstag, 26. April 2007

Lebensmittel auf Reise

Wer sich mit Umwelt und mit Nachhaltigkeit befasst, kennt die Diskussion um die Frage, woher die Produkte kommen, die wir tagtäglich kaufen und verbrauchen. Vor allem bei unseren Lebensmitteln macht es einen Unterschied, woher wir sie beziehen: frisches Obst im Winter kommt aus Südafrika, Chile oder Mittelamerika zu uns, Erdbeeren oder Tomaten werden fast das ganze Jahr über in Südspanien in Glashäusern gezogen und dann per LKW durch halb Europa zu uns transportiert. Sind die entsprechenden Produkte bei uns gereift, sind viele von uns bereits gesättigt und greifen nicht mehr auf die heimischen Lebensmittel zurück, die keine weite Reise machten. Das Beispiel des Erdbeerjoghurts, dessen einzelne Komponenten (Milch, Deckel, Fruchtzusatz etc.) aus ganz Europa stammen und das 9.115 km Transportleistung summiert zurücklegt, ist geläufig.

In seinem Buch ESSEN MACHT POLITIK beschreibt Hans Putzer einen typischen Warenkorb aus der Steiermark. Für einzelne Produkte listet er auf, welche Alternativen es für eine Grazer Hausfrau gibt: Erdäpfel legen 10 km (Grazer Umland) oder 2.000 km zurück (Zypern), Äpfel 30 km (Bezirk Weiz) oder 10.000 km (Südafrika). Wein stammt aus der Südsteiermark (50 km) oder aus Kalifornien (9.700 km), Dörrpflaumen reisen 70 km (Hartberg) oder 9.700 km (Kalifornien). Der Käse aus der Obersteiermark ist 70 km unterwegs, aus Frankreich ist er über oder 1.000 km angereist. Kürbiskerne aus der Südoststeiermark (60 km) lassen sich mit ägyptischen Erdnüssen vergleichen, die 2.600 km auf dem Buckel haben, Birnen (60 km aus der Oststeiermark) mit neuseeländischen Kiwis (18.000 km). Ob der Geschmack von Weizer Schafffleisch (30 km) sich von neuseeländischem Schafffleisch (18.000 km) so sehr unterscheidet, dass es die weite Anreise wert ist? Die Frage ist, ob unsere Produkte aus der Steiermark stammen oder ob sie per Schiff, LKW oder sogar per Flugzeug zu uns transportiert werden. Der „steirische Einkaufskorb“ hat 380 km „mitgekauft“, der vergleichbare „internationale Einkaufskorb“ 71.000 km.

Putzer geht aber noch weiter mit seiner Analyse. Mit der Transportenergie, die ein Kilogramm neuseeländischer Kiwis konsumiert hat (136 Kilowattstunden), könnte man wahlweise 680 kg italienische Kiwis nach Österreich bringen oder 38 Tage nonstop fernsehen.

Wird so oft kritisiert, dass man nichts tun kann und es ganz allein der Moloch Wirtschaft ist, der an unserer ökologischen Krise schuld ist, so kann man an diesen kleinen Rechenbeispielen deutlich erkennen, dass dem nicht so ist. Als Konsumenten haben wir Macht: wir können uns informieren und wir können unsere Entscheidung treffen. Unsere Entscheidung zeigt auf jeden Fall Wirkung, es ist nur die Frage, in welche Richtung? Wollen wir eine zukunftsfähige Welt haben, in der wir mit weniger Ressourcenverbrauch den gleichen Komfort haben oder ist es uns egal, wie die Welt in fünf, zehn oder zwanzig Jahren aussieht? Wir haben die Macht, dies zu entscheiden – nützen wir sie!

Freitag, 13. April 2007

Nicht vergessen - anständig essen!

Diese Widmung schrieb mir Hans Putzer gestern in sein bei Leykam erschienenes Buch „ESSEN MACHT POLITIK | Tägliche Entscheidungen mit großen Folgen“. „Iss was g’scheits“ lautet der Werbespruch eines großen österreichischen Lebensmittelproduzenten, der Tiefkühlkost erzeugt und dafür österreichische Ski-Stars „schnelle Küche“ machen lässt. „Du musst schon was Anständiges essen“ war ein Zitat meiner Großmutter, die sich vor allem dann, wenn ich wieder einmal ein paar Kilo abgenommen hatte und mich meinem „Wohlfühlgewicht“ näherte, Sorgen machte und meinte, „Schlecht schaust aus ...“.

Essen stellt einen wichtigen Teil unseres Lebens dar und so wie Hans Putzer bereits auf den ersten Seiten seines Buches ausführt, schafft es einerseits Gemeinschaft („Genosse“, „Kumpane“ und „Haberer“ haben mit Essen etwas zu tun), andererseits ist es für den/die Einzelne/n weitaus gefährlicher, als Autofahren. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen, die bei den Todesursachen der Österreicher an erster bzw. zweiter Stelle stehen, haben sehr viel mit unseren Ernährungsgewohnheiten zu tun. Während es in der Zwischenzeit Allgemeinwissen ist, dass man durch gesunde, ausgewogene Ernährung sein Erkrankungsrisiko reduzieren und seine Lebensqualität verbessern kann, kommt es erst langsam in den Mainstream öffentlichen Bewusstseins, dass Essen bzw. unsere Ernährungsgewohnheiten nicht nur eine private Angelegenheit sind, sondern über die Herkunft unserer Speisen, die Art und Weise, wie sie produziert wurden (Energieeinsatz, Kinderarbeit, Transportentfernung etc.) eine zutiefst politische Dimension hat. Während wir unsere politische Vertretungen alle vier bis sechs Jahre wählen, treffen wir beim Einkauf tagtäglich Entscheidungen über den Hunger in der Welt, die Belastung des Klimas, die Zukunftsperspektiven unserer Bauern, über Kinderarbeit und faire Lebensbedingungen für (Klein-) Bauern und Landarbeiter hier bei uns und in Afrika, Asien oder Lateinamerika.

Das Buch von Hans Putzer fordert uns dazu auf, dass wir uns mit unserer Ernährung fundierter auseinander setzen. Es zeigt den Markt des Essens auf, die großen Folgen unserer tagtäglichen Entscheidungen und Wege, „anständig zu essen“. Abschließend stellt Putzer sieben Regeln auf, mit denen jede/r selbst eine Entscheidung treffen kann:
Regel 1: Wissen, was man isst.
Regel 2: Wissen, von wem das Essen kommt.
Regel 3: Wissen, welchen Weg das Essen schon hinter sich hat.
Regel 4: Wissen, unter welchen Bedingungen produziert wurde.
Regel 5: Wissen, welche Geschichte Lebensmittel mitbringen.
Regel 6: Wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist.
Regel 7: Wissen, wann es zu viel wird.

Das Buch ist sehr gut recherchiert und informativ. Es ermuntert, sich mit seinen eigenen Essensgewohnheiten auseinander zu setzen und bewusste Entscheidungen zu treffen. Es moralisiert nicht, sondern erinnert uns daran, dass wir es sind, die zu einer Balance, zu einem Gleichgewicht in der Welt beitragen können. Wir alle haben eine politische Macht, nutzen wir sie!

Freitag, 6. April 2007

Mit der Kraft des Windes

Ostern 2007. Auf unserer Reise vom Süden Österreichs über Salzburg, Dresden bis nach Krakau sind noch immer die Auswirkungen jener Stürme und Orkane zu spüren, die in diesem Winter über Europa gezogen sind. Sie haben uns einen „Vorgeschmack“ auf das gegeben, was mit dem Klimawandel einher gehen wird: eine Zunahme der Wetterextreme in Häufigkeit und Stärke auch in Gegenden, in denen bisher wenig davon zu spüren war.

Fährt man durch das Salzkammergut, sieht man Bäume, die wie Zündhölzer umgeknickt wurden. Viele Stämme wurden bereits aufgearbeitet und liegen in großen Stößen am Straßenrand, um ins nächste Sägewerk oder zur Papierindustrie transportiert zu werden. Weiter nördlich, in den östlichen Bundesländern Deutschlands und in Polen wurden teilweise noch größere Bäume vom Wind gefällt. Vielfach wurden sie gerade soweit bearbeitet, dass Weg wieder passierbar und die gröbsten Behinderungen beseitigt sind. Zum Teil wurden sogar Hinweistafel samt Betonsockeln aus der Erde gerissen. Die Kraft des Windes und sein Energiepotential kann man auch erahnen, wenn man die Windräder in den östlichen Bundesländern Deutschlands sieht. Dutzende Meter ragen sie in die Höhe, beständig drehen sie sich und erzeugen Strom auf umweltfreundliche Weise.

Die Zerstörungen rufen mir einen Orkan in Erinnerung, den ich im Frühjahr 1996 in Costa Rica miterlebte. Mit einem Besuch aus Österreich war ich an der Pazifikseite dieses mittelamerikanischen Staates unterwegs. Nach Tagen am Strand überlegten wir, ob wir in den nächsten Nationalpark an der Küste oder in die Berge fahren sollten. Wir entschieden uns für Monteverde, einen Ort im Nebelwald Costa Ricas, der nur über extrem schlechte Straßen mit Allradfahrzeug erreichbar ist. In der Nacht regnete es in Strömen, wir spürten die Ausläufer eines Hurricans, der über Mittelamerika hinweg zog. Am nächsten Tag waren unsere Wege für kurze Zeit blockiert und am Rande der Panamericana stand das Wasser auf den Feldern. Hätten wir den Nationalpark Manuel Antonio besucht, wir wären – trotz Geländewagen - für eine Woche von der Außenwelt abgeschnitten gewesen. Straßen wurden weggespült, Brücken zerstört und es dauerte Tage, bis die Orte wieder per PKW erreichbar waren. Aber auch auf meiner Mittelamerikareise im August 2006 konnte ich die Auswirkungen des Hurricans Mitch miterleben, der Monate zuvor über Guatemala hinwegfegte. Viele Brücken waren noch zerstört, von Quetzaltenango an die Küste musste man den Umweg über eine Kaffeefinca machen und bei einem Projekt, das ich besuchte, fielen Häuser, Äcker und die gesamte Ernte dem Sturm zum Opfer. Während über den Wirbelsturm Cathrina wochenlang in den Medien berichtet wurde, war Mitch deutlich weniger Meldungen „wert“.

Die Kraft des Windes trifft Arme und Reiche gleichermaßen. Die Schäden treffen arme Länder oftmals stärker als wirtschaftsstarke Nationen. Auch die Nutzung des Windes können sich reiche Länder leichter leisten als Länder, in denen die Mehrheit der Bevölkerung zu wenig zum Überleben hat. Wenn wir Nachhaltigkeit ernst nehmen, dann geht es wohl auch darum, diesen Ländern einen Zugang zu umweltfreundlichen Technologien zu ermöglichen.

Dienstag, 3. April 2007

Hans Carl von Carlowitz - der berühmte unbekannte Sohn von Freiberg!

Wenn man nach Freiberg kommt, der Stadt in Sachsen, in der Hans Carl von Carlowitz, der „Vater der Nachhaltigkeit“ den Großteil seines Lebens verbracht hat, dann tut man sich schwer, auf den Spuren dieses berühmten, fast unbekannten Sohnes von Freiberg zu wandeln. Mitten auf dem Hauptplatz befindet sich das Haus, das Carlowitz 1690 kaufte und in dem er bis zu seinem Tod 1714 wohnte. Es ist ein wunderbarer Prachtbau der Renaissance und von seinen Innenräumen blickt man auf einen Platz, der in seiner Pracht kaum zu übertreffen ist. Herrlich renovierte Gebäude, das Rathaus, die Apotheke, Wirtshäuser und viele andere Bauten, die in dieser Form wohl auch zur Zeit von Hans Carl von Carlowitz bereits vorhanden gewesen sein dürften. An der Seite des Hauses, in einer schmalen Gasse ist die Tafel „Carlowitzhaus“ angebracht. Auf ihr steht, dass das Gebäude 1542 im Stil der Görlitzer Renaissance errichtet wurde und später Sitz von Hans Carl von Carlowitz war, Mitbegründer der Forstwirtschaftslehre zur Sicherung des berg- und hüttentechnischen Holzbedarfes. Und das war es dann wohl mit der öffentlichen Nennung dieses Mannes. Wenn man dem Weg folgt, den Ulrich Grober in DIE ZEIT nachgezeichnet hat, dann kann man durch ein paar schmuckvolle Gassen wandern, ein paar wunderbare Häuser bewundern und gelangt letztlich an das Gebäude der Oberberghauptmannschaft, in dem von Carlowitz vor über 300 Jahren gewirkt hat. Ein paar andere berühmte Söhne der Stadt sind auf der einen oder anderen Gedenktafel zu finden: der Orgelbauer Jakob Silbermann, weiters der Entdecker des Wismuts - Hans Carl von Carlowitz ist aber nicht mehr zu finden. Dies ist schade, denn mit seinen Überlegungen zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft hat er einen Grundstein gelegt, der erst jetzt langsam verstanden wird: dass man langfristig nicht mehr verbrauchen darf, als uns die Natur an nachwachsenden Rohstoffen zur Verfügung stellt. Von Carlowitz geht es offensichtlich so, wie es vielen Propheten gegangen ist– dass sie in ihrer Heimat, an ihren Herkunftsorten nicht bewusst wahrgenommen werden. Dies ist schade, da sich Freiberg zu einem Mekka der Nachhaltigkeit entwickeln könnte. Wenn man in die Stadt fährt, kommt man einem großen Solarkraftwerk vorbei, bei dem hunderte Photovoltaikpanelle auf die Sonne hin ausgerichtet sind. Rund um die Stadt gibt es riesige Flächen, auf denen Energiepflanzen angebaut werden könnten (Biomasse, Ölsaaten etc.) und der ständig wehende Wind treibt das eine oder andere Windrad kontinuierlich an. Freiberg könnte sich aber auch zu einem Vordenkort entwickeln, an dem man mit der Erfahrung der Geschichte (glanzvolle Blüte, wirtschaftlicher Niedergang, neue Entwicklung) darüber „vordenken“ könnte, wie ein nachhaltiger, ein zukunftsfähiger Wirtschaftsstil aussehen könnte. Es bedarf solcher Orte – heute mehr denn je!
Freiberg_1
Tafel am Wohnhaus von Hans Carl von Carlowitz

Freiberg_2
Wohnhaus von Hans Carl von Carlowitz

Freiberg_3
Oberberghauptmannschaft

Freitag, 30. März 2007

Unterwegs an die Wurzeln der Nachhaltigkeit

Sachsen, unmittelbar vor Ostern 2007. Auf einer Reise von Graz über Salzburg durch die ehemalige DDR bis Polen sind wir heute nach einer „Monstertour“ von mehr als 750 km nach Schneeberg gekommen, einem wunderschönen, kleinen Ort am Ausläufer des Erzgebirges. Nach hunderten Autobahnkilometern waren die letzten Kilometer über schmale Landstraßen eine Offenbarung. Eine romantische Landschaft tut sich auf, Fachwerkhäuser prägen zum Teil das Ortsbild und ich staune, als wir nachrechnen, dass es bald 18 Jahre sind, dass der eiserne Vorhang gefallen ist und die Teilung Europas ein Ende hatte. Wohin man früher nur nach langen und unguten Grenzkontrollen konnte, dorthin fährt man heute ohne Halt und ohne Wartezeit. Nur mühsam lässt sich rekonstruieren, wo die Grenze zwischen Osten und Westen gewesen ist, wo der Todesstreifen war. In Schneeberg angekommen beziehen wir unsere Zimmer im kleine Hotel Büttner direkt am Hauptplatz. Es wurde wunderschön hergerichtet und wir werden von warmherzigen Menschen empfangen. Das Abendessen ist ein Gedicht und die Empfehlung des Restaurants im Gault Millau ist verdient. Wieder einmal zeigt sich, dass es an diesem Ort (wie auch bei so vielen anderen) lange Zeit am Geld gefehlt hat, um alte Gebäude abzureißen und „moderne“ Gebäude zu errichten. Was lange Zeit ein Nachteil war, erweist sich jetzt als Vorteil: die Gebäude konnten in einer Pracht wieder hergestellt werden, die den Ort sehenswert und wertvoll machen - aus Altem entsteht Wert für Gegenwart und Zukunft. Nahe liegt die Vergleich zur Nachhaltigkeit und plötzlich stellt sich die Frage, ob denn nicht diese Gegend, diese Orte etwas mit der Nachhaltigkeit zu tun haben. Eine kurze Recherche im Internet bestätigt mir, was ich in Vorträgen immer wieder erzähle. Der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz stammt aus der Gegend, und zwar aus der nahegelegenen Silberstadt Freiberg. Im Jahr 1713, ein Jahr vor seinem Tod, publizierte er in seiner Sylvicultura Oeconomica, die als erstes forstwirtschaftliches Werk gilt, den Begriff der Nachhaltigkeit. Studien, die er in seiner Jugend in ganz Europa machte, wiesen ihn auf das hin, was er in diesem Buch beschreibt: dass man in einem Jahr nicht mehr Holz schlägern darf, als in der gleichen Zeit nachwächst. Er erkannte, dass der florierende Silberbergbau nicht durch zurückgehende Silberminen gefährdet war, sondern durch einen Mangel an Holz. Holz, das für die Errichtung der Stollensysteme ebenso notwendig war wie für das Schmelzen der Erze. Ein sich abzeichnender Mangel, eine akute Krise standen an den Anfängen der Nachhaltigkeit, und die Parallelen sind rund 300 Jahre später verblüffend. Auch heute sind es sich abzeichnende Mängel und existenzielle Krisen, die zur Sensibilisierung der Menschen, der Wirtschaft und der Politik führen und den Begriff Nachhaltigkeit „modern“ werden lassen. Es ist zu hoffen, dass so wie damals diese Krisen zu einem Gegensteuern, zu einem massiven Umdenken führen und wir es schaffen, den Kurs zu wechseln. „Kurswechsel“, das ist der Titel eines der eindrucksvollsten Bücher zur Nachhaltigkeit. Stephan Schmidheiny, der Gründer des World Business Council for Sustainable Development, hat es als Vorbereitung auf den Rio-Gipfel geschrieben. Die Idee von Carlowitz nimmt immer mehr Konturen an, fängt an, sich wie ein Welle auszubreiten. Hoffen wir, dass sie nicht verebbt, sondern all das wegspült, was mit einer zukunftsfähigen Welt nicht vereinbar ist.

Hinweise:
Ulrich Grober hat in DIE ZEIT Nr. 48 vom 25.11.1999 auf S. 98 den ausgezeichneten Artikel „Der Erfinder der Nachhaltigkeit“ publiziert. Dieser Artikel ist im Agenda 21 zur Nachhaltigkeit nachzulesen.
Links: Hotel Büttner
Die Zeit

Sonntag, 25. März 2007

Nachhaltigkeit! – Vortrag beim Themenstammtisch in Aflenz Kurort!

Nachhaltigkeit! Es ist das Thema für die Zukunft und kommt langsam - immer mehr und immer öfter – in das Bewusstsein der Menschen. Vor wenigen Jahren war der Begriff nur wenigen Spezialisten bekannt, nun wird er immer öfter verwendet, oftmals auch nur eindimensional (etwas hat über lange Zeit Bestand) oder zum Teil auch falsch. Am 22. März sprach ich auf Einladung des katholischen Bildungswerkes beim Themenstammtisch in Aflenz Kurort zum Thema „Nachhaltigkeit!“. Nach meinem Einführungsvortrag, bei dem ich den Begriff Nachhaltigkeit erläuterte und die Möglichkeiten aufzeigte, wie man selbst nachhaltig leben kann, wurde lange und intensiv diskutiert. Fragen wie die Herkunft unserer Lebensmittel, der teurere (oder tatsächliche) Preis für Biolebensmittel, die Energiebereitstellung aus Biomasse und andere Themen wurden erörtert. Es war ein spannender Abend! Ein herzliches Dankeschön dem katholischen Bildungswerk Aflenz unter Herbert Schaffenberger für die Einladung!

Aflenz Kurort
Tourismusverband Aflenz
Pfarre Aflenz

Donnerstag, 22. März 2007

Ein Laptop für jedes Kind oder Wasser für jedes Kind?

Vor wenigen Tagen wurde in den Medien wieder von einem der ehrgeizigsten Bildungsprojekte dieser Tage berichtet, das der digitale Vordenker Nicholas Negroponte, Mitbegründer des Massachusetts Institute for Technology MIT, ins Leben gerufen hat. Ein Laptop pro Kind (one laptop per child) soll realisiert werden, damit Kinder in Entwicklungsländern mit einem Laptop um US-$ 100,-- ausgestattet werden. Dort, wo es kaum Schulen gibt, wenig oder keinen Strom vorhanden ist und Lehrer selten bis gar nicht unterrichten, sollen Kinder, die sonst keinen Zugang zu Schulbildung haben, mittels Laptop und Netzwerken den Zugang zu spielerischem Lernen erhalten. 2007 soll die Produktion der Laptops in China beginnen, 2008 sollen bereits 100 Millionen Laptops an Kinder in Afrika, Asien und Lateinamerika verteilt werden (zur Zeit werden weltweit „nur“ 50 Mio. mobile PC pro Jahr gebaut). So lobenswert diese Bemühungen von Negroponte um Bildung sind, so sehr wage ich doch zu bezweifeln, ob diese Bemühungen nicht technologische Lösungen für Probleme sind, die wesentlich tiefer ansetzen müssen.

Bei meinen unzähligen Reisen durch Mittel- und Südamerika kam ich in viele Dörfer und Projekte, wo Menschen viel grundlegendere Dinge als Laptops fehlen. Vielfach mangelt es an Heften und Schreibmaterial, an Büchern, Sesseln oder auch an einem regelmäßigen Unterricht, weil der ansässige Lehrer schlecht oder unregelmäßig bezahlt wird und einer anderen Arbeit nachgehen muss. Sehr oft war es auch sauberes Wasser, das ganz einfach nicht vorhanden war. Am heutigen Weltwassertag der Vereinten Nationen soll auf Zahlen hingewiesen werden, die mit dem fehlenden Zugang zu sauberem Trinkwasser zu tun haben: täglich sterben 30.000 Kinder an Hunger, den Folgen schmutzigen Wassers und vermeidbaren Krankheiten. Mehr als 1 Milliarde Menschen hat keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser und 300 Millionen Menschen leiden unter Wassermangel. 4 Millionen Menschen sterben jährlich daran – dies sind zehnmal soviel Menschen, wie jedes Jahr durch Kriege ums Leben kommen.

Laut den Vereinten Nationen haben weltweit 1,2 Milliarden Menschen weniger als 1 US-$ pro Tag zum Überleben. Für mich stellt sich die Frage, ob „clean water for every child“ nicht eine höhere Priorität hätte, als „one laptop per child“. Nicht nur heute, am Weltwassertag!
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