Freitag, 6. April 2007

Mit der Kraft des Windes

Ostern 2007. Auf unserer Reise vom Süden Österreichs über Salzburg, Dresden bis nach Krakau sind noch immer die Auswirkungen jener Stürme und Orkane zu spüren, die in diesem Winter über Europa gezogen sind. Sie haben uns einen „Vorgeschmack“ auf das gegeben, was mit dem Klimawandel einher gehen wird: eine Zunahme der Wetterextreme in Häufigkeit und Stärke auch in Gegenden, in denen bisher wenig davon zu spüren war.

Fährt man durch das Salzkammergut, sieht man Bäume, die wie Zündhölzer umgeknickt wurden. Viele Stämme wurden bereits aufgearbeitet und liegen in großen Stößen am Straßenrand, um ins nächste Sägewerk oder zur Papierindustrie transportiert zu werden. Weiter nördlich, in den östlichen Bundesländern Deutschlands und in Polen wurden teilweise noch größere Bäume vom Wind gefällt. Vielfach wurden sie gerade soweit bearbeitet, dass Weg wieder passierbar und die gröbsten Behinderungen beseitigt sind. Zum Teil wurden sogar Hinweistafel samt Betonsockeln aus der Erde gerissen. Die Kraft des Windes und sein Energiepotential kann man auch erahnen, wenn man die Windräder in den östlichen Bundesländern Deutschlands sieht. Dutzende Meter ragen sie in die Höhe, beständig drehen sie sich und erzeugen Strom auf umweltfreundliche Weise.

Die Zerstörungen rufen mir einen Orkan in Erinnerung, den ich im Frühjahr 1996 in Costa Rica miterlebte. Mit einem Besuch aus Österreich war ich an der Pazifikseite dieses mittelamerikanischen Staates unterwegs. Nach Tagen am Strand überlegten wir, ob wir in den nächsten Nationalpark an der Küste oder in die Berge fahren sollten. Wir entschieden uns für Monteverde, einen Ort im Nebelwald Costa Ricas, der nur über extrem schlechte Straßen mit Allradfahrzeug erreichbar ist. In der Nacht regnete es in Strömen, wir spürten die Ausläufer eines Hurricans, der über Mittelamerika hinweg zog. Am nächsten Tag waren unsere Wege für kurze Zeit blockiert und am Rande der Panamericana stand das Wasser auf den Feldern. Hätten wir den Nationalpark Manuel Antonio besucht, wir wären – trotz Geländewagen - für eine Woche von der Außenwelt abgeschnitten gewesen. Straßen wurden weggespült, Brücken zerstört und es dauerte Tage, bis die Orte wieder per PKW erreichbar waren. Aber auch auf meiner Mittelamerikareise im August 2006 konnte ich die Auswirkungen des Hurricans Mitch miterleben, der Monate zuvor über Guatemala hinwegfegte. Viele Brücken waren noch zerstört, von Quetzaltenango an die Küste musste man den Umweg über eine Kaffeefinca machen und bei einem Projekt, das ich besuchte, fielen Häuser, Äcker und die gesamte Ernte dem Sturm zum Opfer. Während über den Wirbelsturm Cathrina wochenlang in den Medien berichtet wurde, war Mitch deutlich weniger Meldungen „wert“.

Die Kraft des Windes trifft Arme und Reiche gleichermaßen. Die Schäden treffen arme Länder oftmals stärker als wirtschaftsstarke Nationen. Auch die Nutzung des Windes können sich reiche Länder leichter leisten als Länder, in denen die Mehrheit der Bevölkerung zu wenig zum Überleben hat. Wenn wir Nachhaltigkeit ernst nehmen, dann geht es wohl auch darum, diesen Ländern einen Zugang zu umweltfreundlichen Technologien zu ermöglichen.

EZA
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