Freitag, 13. April 2007

Nicht vergessen - anständig essen!

Diese Widmung schrieb mir Hans Putzer gestern in sein bei Leykam erschienenes Buch „ESSEN MACHT POLITIK | Tägliche Entscheidungen mit großen Folgen“. „Iss was g’scheits“ lautet der Werbespruch eines großen österreichischen Lebensmittelproduzenten, der Tiefkühlkost erzeugt und dafür österreichische Ski-Stars „schnelle Küche“ machen lässt. „Du musst schon was Anständiges essen“ war ein Zitat meiner Großmutter, die sich vor allem dann, wenn ich wieder einmal ein paar Kilo abgenommen hatte und mich meinem „Wohlfühlgewicht“ näherte, Sorgen machte und meinte, „Schlecht schaust aus ...“.

Essen stellt einen wichtigen Teil unseres Lebens dar und so wie Hans Putzer bereits auf den ersten Seiten seines Buches ausführt, schafft es einerseits Gemeinschaft („Genosse“, „Kumpane“ und „Haberer“ haben mit Essen etwas zu tun), andererseits ist es für den/die Einzelne/n weitaus gefährlicher, als Autofahren. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen, die bei den Todesursachen der Österreicher an erster bzw. zweiter Stelle stehen, haben sehr viel mit unseren Ernährungsgewohnheiten zu tun. Während es in der Zwischenzeit Allgemeinwissen ist, dass man durch gesunde, ausgewogene Ernährung sein Erkrankungsrisiko reduzieren und seine Lebensqualität verbessern kann, kommt es erst langsam in den Mainstream öffentlichen Bewusstseins, dass Essen bzw. unsere Ernährungsgewohnheiten nicht nur eine private Angelegenheit sind, sondern über die Herkunft unserer Speisen, die Art und Weise, wie sie produziert wurden (Energieeinsatz, Kinderarbeit, Transportentfernung etc.) eine zutiefst politische Dimension hat. Während wir unsere politische Vertretungen alle vier bis sechs Jahre wählen, treffen wir beim Einkauf tagtäglich Entscheidungen über den Hunger in der Welt, die Belastung des Klimas, die Zukunftsperspektiven unserer Bauern, über Kinderarbeit und faire Lebensbedingungen für (Klein-) Bauern und Landarbeiter hier bei uns und in Afrika, Asien oder Lateinamerika.

Das Buch von Hans Putzer fordert uns dazu auf, dass wir uns mit unserer Ernährung fundierter auseinander setzen. Es zeigt den Markt des Essens auf, die großen Folgen unserer tagtäglichen Entscheidungen und Wege, „anständig zu essen“. Abschließend stellt Putzer sieben Regeln auf, mit denen jede/r selbst eine Entscheidung treffen kann:
Regel 1: Wissen, was man isst.
Regel 2: Wissen, von wem das Essen kommt.
Regel 3: Wissen, welchen Weg das Essen schon hinter sich hat.
Regel 4: Wissen, unter welchen Bedingungen produziert wurde.
Regel 5: Wissen, welche Geschichte Lebensmittel mitbringen.
Regel 6: Wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist.
Regel 7: Wissen, wann es zu viel wird.

Das Buch ist sehr gut recherchiert und informativ. Es ermuntert, sich mit seinen eigenen Essensgewohnheiten auseinander zu setzen und bewusste Entscheidungen zu treffen. Es moralisiert nicht, sondern erinnert uns daran, dass wir es sind, die zu einer Balance, zu einem Gleichgewicht in der Welt beitragen können. Wir alle haben eine politische Macht, nutzen wir sie!

EZA
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