Dienstag, 3. April 2007

Hans Carl von Carlowitz - der berühmte unbekannte Sohn von Freiberg!

Wenn man nach Freiberg kommt, der Stadt in Sachsen, in der Hans Carl von Carlowitz, der „Vater der Nachhaltigkeit“ den Großteil seines Lebens verbracht hat, dann tut man sich schwer, auf den Spuren dieses berühmten, fast unbekannten Sohnes von Freiberg zu wandeln. Mitten auf dem Hauptplatz befindet sich das Haus, das Carlowitz 1690 kaufte und in dem er bis zu seinem Tod 1714 wohnte. Es ist ein wunderbarer Prachtbau der Renaissance und von seinen Innenräumen blickt man auf einen Platz, der in seiner Pracht kaum zu übertreffen ist. Herrlich renovierte Gebäude, das Rathaus, die Apotheke, Wirtshäuser und viele andere Bauten, die in dieser Form wohl auch zur Zeit von Hans Carl von Carlowitz bereits vorhanden gewesen sein dürften. An der Seite des Hauses, in einer schmalen Gasse ist die Tafel „Carlowitzhaus“ angebracht. Auf ihr steht, dass das Gebäude 1542 im Stil der Görlitzer Renaissance errichtet wurde und später Sitz von Hans Carl von Carlowitz war, Mitbegründer der Forstwirtschaftslehre zur Sicherung des berg- und hüttentechnischen Holzbedarfes. Und das war es dann wohl mit der öffentlichen Nennung dieses Mannes. Wenn man dem Weg folgt, den Ulrich Grober in DIE ZEIT nachgezeichnet hat, dann kann man durch ein paar schmuckvolle Gassen wandern, ein paar wunderbare Häuser bewundern und gelangt letztlich an das Gebäude der Oberberghauptmannschaft, in dem von Carlowitz vor über 300 Jahren gewirkt hat. Ein paar andere berühmte Söhne der Stadt sind auf der einen oder anderen Gedenktafel zu finden: der Orgelbauer Jakob Silbermann, weiters der Entdecker des Wismuts - Hans Carl von Carlowitz ist aber nicht mehr zu finden. Dies ist schade, denn mit seinen Überlegungen zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft hat er einen Grundstein gelegt, der erst jetzt langsam verstanden wird: dass man langfristig nicht mehr verbrauchen darf, als uns die Natur an nachwachsenden Rohstoffen zur Verfügung stellt. Von Carlowitz geht es offensichtlich so, wie es vielen Propheten gegangen ist– dass sie in ihrer Heimat, an ihren Herkunftsorten nicht bewusst wahrgenommen werden. Dies ist schade, da sich Freiberg zu einem Mekka der Nachhaltigkeit entwickeln könnte. Wenn man in die Stadt fährt, kommt man einem großen Solarkraftwerk vorbei, bei dem hunderte Photovoltaikpanelle auf die Sonne hin ausgerichtet sind. Rund um die Stadt gibt es riesige Flächen, auf denen Energiepflanzen angebaut werden könnten (Biomasse, Ölsaaten etc.) und der ständig wehende Wind treibt das eine oder andere Windrad kontinuierlich an. Freiberg könnte sich aber auch zu einem Vordenkort entwickeln, an dem man mit der Erfahrung der Geschichte (glanzvolle Blüte, wirtschaftlicher Niedergang, neue Entwicklung) darüber „vordenken“ könnte, wie ein nachhaltiger, ein zukunftsfähiger Wirtschaftsstil aussehen könnte. Es bedarf solcher Orte – heute mehr denn je!
Freiberg_1
Tafel am Wohnhaus von Hans Carl von Carlowitz

Freiberg_2
Wohnhaus von Hans Carl von Carlowitz

Freiberg_3
Oberberghauptmannschaft

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