Donnerstag, 22. März 2007

Ein Laptop für jedes Kind oder Wasser für jedes Kind?

Vor wenigen Tagen wurde in den Medien wieder von einem der ehrgeizigsten Bildungsprojekte dieser Tage berichtet, das der digitale Vordenker Nicholas Negroponte, Mitbegründer des Massachusetts Institute for Technology MIT, ins Leben gerufen hat. Ein Laptop pro Kind (one laptop per child) soll realisiert werden, damit Kinder in Entwicklungsländern mit einem Laptop um US-$ 100,-- ausgestattet werden. Dort, wo es kaum Schulen gibt, wenig oder keinen Strom vorhanden ist und Lehrer selten bis gar nicht unterrichten, sollen Kinder, die sonst keinen Zugang zu Schulbildung haben, mittels Laptop und Netzwerken den Zugang zu spielerischem Lernen erhalten. 2007 soll die Produktion der Laptops in China beginnen, 2008 sollen bereits 100 Millionen Laptops an Kinder in Afrika, Asien und Lateinamerika verteilt werden (zur Zeit werden weltweit „nur“ 50 Mio. mobile PC pro Jahr gebaut). So lobenswert diese Bemühungen von Negroponte um Bildung sind, so sehr wage ich doch zu bezweifeln, ob diese Bemühungen nicht technologische Lösungen für Probleme sind, die wesentlich tiefer ansetzen müssen.

Bei meinen unzähligen Reisen durch Mittel- und Südamerika kam ich in viele Dörfer und Projekte, wo Menschen viel grundlegendere Dinge als Laptops fehlen. Vielfach mangelt es an Heften und Schreibmaterial, an Büchern, Sesseln oder auch an einem regelmäßigen Unterricht, weil der ansässige Lehrer schlecht oder unregelmäßig bezahlt wird und einer anderen Arbeit nachgehen muss. Sehr oft war es auch sauberes Wasser, das ganz einfach nicht vorhanden war. Am heutigen Weltwassertag der Vereinten Nationen soll auf Zahlen hingewiesen werden, die mit dem fehlenden Zugang zu sauberem Trinkwasser zu tun haben: täglich sterben 30.000 Kinder an Hunger, den Folgen schmutzigen Wassers und vermeidbaren Krankheiten. Mehr als 1 Milliarde Menschen hat keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser und 300 Millionen Menschen leiden unter Wassermangel. 4 Millionen Menschen sterben jährlich daran – dies sind zehnmal soviel Menschen, wie jedes Jahr durch Kriege ums Leben kommen.

Laut den Vereinten Nationen haben weltweit 1,2 Milliarden Menschen weniger als 1 US-$ pro Tag zum Überleben. Für mich stellt sich die Frage, ob „clean water for every child“ nicht eine höhere Priorität hätte, als „one laptop per child“. Nicht nur heute, am Weltwassertag!
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